Ein kurzer Überblick
auf die Geschichte Abchasiens
Abchasien
(Originalname ist Apsny) liegt nordwestlich von Transkaukasus. Abchasien grenzt
im Osten entlang der abchasischen Gebirgskette und dem Fluss Ingur an Georgien;
im Norden und Nordwesten, entlang der kaukasischen Gebirgskette und dem Fluss
Psou, mit der russischen Föderation während im Süden und Südwesten vom Schwarzen
Meer angespült wird. Das abchasische Gebiet umfasst 87.000 km² und hat eine
Bevölkerung von 524.000 Einwohnern (Volkszählung von 1989). Abchasien ist in
fünf Verwaltungsgebiete aufgeteilt: Gal, Gudauta, Gulripsch, Otschamtschira und
Suchum, weiterhin 7 Großstädte und Städte: Gagra, Gal, Gudauta, Novy Afon,
Otschamtschira, Tkvarchal, Suchum. Die Hauptstadt ist Suchum.
Abchasen
(Eigenbezeichnung: Apsua) sind die ursprünglichen Einwohner der westlichen
Kaukasus. Abchasen sind die Vertreter der Balkan-Kaukasus Typ der großen
europäischen Rasse. Ihre Sprache gehört zur abchasisch-tscherkessischen Gruppe
der nordkaukasischen Sprachfamilie (die andere Gruppe der Familie ist
tschetschenisch-inguschitische und dagestanisch). Sie zählen nun 95.840
(Volkszählung von 1989). Die Glaubenszugehörigkeiten sind orthodoxe Christen und
sunnitische Moslems.
Der
Zusammenschluss der verschiedenen abchasischen Stämme in eine abchasische Nation
wurde im 8. Jahrhundert vollzogen, welcher zeitgleich mit der Gründung des
mächtigen abchasischen Königreichs erfolgte. Früher, im 6. Jahrhundert nahmen
die Abchasen offiziell das Christentum an. Ende des 10. Jahrhunderts vereinigten
sich die königlichen Dynastien Abchasiens und Georgiens und es entstand eine
neue abchasisch-georgische Staat, welcher in den mittelalterlichen Dokumenten
als Abchasien bekannt war. Im 13. Jahrhundert wurde das vereinigte
Abchasisch-Georgische Königreich von den Mongolen zerstört. Von diesem Zeitpunkt
an bis zum 19. Jahrhundert war Abchasien formell abhängig vom osmanischen
Türkei.
Im
Jahre 1810, gemäß dem russisch-türkischen Abkommen wurde Abchasien dem
russischen Reich zugesprochen. Dies verursachte eine heftige Widerstand der
Abchasen, aber auch die der anderen nordkaukasischen Völker, dessen Gebiete zu
Russland eingegliedert waren. Der blutige russisch-kaukasische Krieg endete im
Jahre 1864 mit der Unterdrückung des letzten erbitterten Widerstands im
Nord-Westen Abchasiens. Im selben Jahr wurde die abchasische Führung abgesetzt.
Diese Periode war einer der tragischsten des abchasischen Volkes. Viele Abchasen
wurden vertrieben und die Mehrheit der Nation wurde unter Zwang aus dem
Heimatland in das Osmanische Reich deportiert. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts,
gemäß russischer Aufzeichnungen, lebten 321.000 Abchasen, nach dem Krieg und der
Deportation, im Jahre 1897, waren es nur noch 58.000.
Nach
der Vertreibung der Abchasen, wurde deren Land wie beabsichtigt, zu einem
russischen und georgischen Kolonie. Abchasen wurden zur „schuldigen Nation“
erklärt, und es war ihnen nicht erlaubt in der Nähe der Schwarzmeerküste zu
leben. Diese energische Kolonisation änderte dramatisch die traditionelle
ethno-kulturelle Landschaft Abchasiens und endete mit dem Faktum, daß dieses
Land welches schon immer eine mono-ethnisch war zu einem Vielvölkerstaat.
Nach
der Abschaffung der russischen Monarchie im Jahre 1917, wählte der „abchasische
Kongress“ die „Ratsversammlung des Abchasischen Volkes“ in Suchum, welchem eine
legitimierte Macht erteilt wurde. Der „Rat des Abchasischen Volkes“ begann ein
Kampf um volle politische Unabhängigkeit Abchasiens. Auf der Grundlage der
ursprünglichen ethnischen Zusammensetzung und ähnlichen politischen Zielen
verabschiedete der Kongress eine Entscheidung über den Anschluss Abchasiens an
die „Nord-Kaukasische Republik“. Diese Republik wurde am 11. Mai 1918 ausgerufen
und bestand aus Dagestan, Tschetschenien-Inguschien, Ossetien,
Karatschay-Balkaria, Abchasien, Kabartai und Adyge. Aber in den Jahren 1919-20
wurde die Nord-Kaukasus Republik von der Roten Armee besetzt und annektiert.
Im
Jahre 1921 wurde Abchasien zu einer Sowjetische Sozialistische Republik erklärt.
Aber im Jahre 1925 unter Stalins Druck wurde es auf der Grundlage eines
föderalistischen Vertrages mit der Georgischen Sowjetischen Sozialistischen
Republik vereint. Diese Akt wurde gegen den Willen des abchasischen Volkes
vollzogen.
In
den 30er Jahren unternahm die georgische Führung ernsthafte Schritte das
abchasische Volk zu vernichten. Nahezu alle abchasischen Intellektuelle wurden
verhaftet und umgebracht. Einer großen Anzahl neuer georgischen Kolonisten
wurden erhebliche Subventionen gewährt und ganzer georgische Dörfer wurden von
Georgien nach Abchasien umgesiedelt. Dies hatte zum Ziel, den Anteil der
georgischen Bevölkerung zu erhöhen und die Abchasier unter den Kolonisten
verschwinden zu lassen. Mehr als das, der Chef des sowjetischen Geheimdienstes,
Lavrenti Beria, der ein in Abchasien geborener Georgier war, bereitete
ernsthafte Vorbereitungen zur Deportierung alle Abchasen nach Zentralasien. Aber
dann entschieden die georgischen Führer, die Abchasen in ihrem eigenen Land zu
georgisieren. Es wurde nicht gezögert dieses Vorhaben zu realisieren. Die
abchasische Sprache wurde als ein Dialekt des georgischen erklärt, die
abchasischen Schulen wurden geschlossen, Zeitungen und Radio in abchasische
Sprache verboten, die einzige Lehrsprache wurde georgisch, trotz der Tatsache,
daß die meisten Abchasen dieser Sprache nicht kannten. Die Geschichte Abchasiens
wurde gefälscht, und die Worte „das abchasische Volk“ wurden kriminalisiert.
All das gefährdete die Existenz der abchasischen Nation ernsthaft.
Die
folgende Aufstellung zeigt die Veränderung der demographischen Situation in
Abchasien in den letzten 100 Jahren:
Jahre |
1823 |
1886 |
1897 |
1926 |
1939 |
1959 |
1970 |
1979 |
1989 |
Abchasen |
321.000 |
58.963 |
58.697 |
55.918 |
56.197
|
61.193 |
77.276 |
83.097 |
95.840 |
Georgier
|
0 |
4.166 |
25.875 |
37.494 |
91.967 |
188.221 |
99.595 |
213.322 |
230.523 |
Russen |
0 |
971 |
5.135 |
20.456 |
60.201 |
86.715 |
92.889 |
89.730 |
74.460 |
Das
abchasische Volk hat sich niemals mit der ihr auferlegten Kolonisation
abgefunden. Dies wurde in Massenaufruhren, Demonstrationen, Streiks und
Hungerstreiks als auch in Form von anderen Protesten in den Jahren 1931, 1947,
1957, 1967,1977-78 kundgegeben.
Trotz
der Tatsache, daß Abchasien ein Teil der georgischen Republik wurde, behielt
Abchasien seine eigene Gesetzgebung, Organe der Legislative und die exekutive
Gewalt und die territoriale Souveränität.
Diese
politische Lage Abchasiens war als Bestandteil in allen Verfassungen Georgiens
und Abchasiens während der sowjetischen Ära festgelegt, einschließlich der
letzten Verfassung aus dem Jahre 1978.
In
den Jahren 1989-1990 stellte der Hohe Sowjet Georgiens alle politischen
legislativen Handlungen ein, die die gemeinsamen Beziehungen zwischen Georgien
und Abchasien regelten. Da alle bundesstaatlichen Beziehungen von Abchasien und
Georgien auf die Sowjetverfassung basierten, erklärte die Hohe Sowjet Abchasiens
im Jahre 1990 die politische Souveränität unter Bewahrung der letzten
Verfassung bevor die Beziehungen mit Georgien festgelegt wurden.
Im
Februar 1992 kehrte Georgien zu der früheren Verfassung der Georgischen
Demokratischer Republik von 1921. Als Folge hiervon, die georgische SSR, die mit
Abchasien in einem Staatenbund war, hörte auf zu existieren. Aber in der
Verfassung der Georgischen Demokratischer Republik von 1921 ist keine Nennung
von der Abchasischen Autonomen SSR. Georgien stellte jegliche bundesstaatliche
Aktivitäten mit Abchasien einseitig ein. Trotz zahlreicher Appelle des Hohen
Sowjets Abchasien an georgische Führung, die gemeinsamen Beziehungen zu
regulieren zwischen Abchasien und Georgien, gab es keine bestimmte
Reaktion/Antwort.
Dies
ist der Grund dafür, daß Abchasien die abchasische Verfassung aus dem Jahre 1925
am 23. Juli 1992 wiedereinführen musste, die besagt, daß Abchasien mit Georgien
auf der Basis eines föderativen Abkommens vereint war.
Auszüge
des föderativen Abkommens ausgearbeitet von abchasischen Experten wurden in der
abchasischen Presse und TV veröffentlicht und diskutiert. Sie wurden nach Tiflis
gesandt, persönlich zu dem Vorsitzenden des Staatsrats, Eduard Schevardnadze,
leider gab es wieder keine Reaktion.
Am
14. August 1992, die Hohe Sowjet Abchasiens plante auf ihre Sondersitzung die
Auszüge des föderativen Abkommens mit Georgien zu diskutieren. Die
Repräsentanten des Georgischen Rats und die georgischen Experten waren offiziell
eingeladen zu dieser Sitzung. Aber am selben Tag, am 14. August 1992 griffen
bewaffnete georgische Kräfte Abchasien. Es war eine Akt der Aggression, weil am
Tage der Invasion Abchasien ein souveräner Staat war und keine politische
legislative Beziehungen mit der georgischen Republik hatte.
Nach
der Besatzung der meisten Teile Abchasiens einschließlich der Hauptstadt Suchum,
die Truppen der Staatsregierung Georgiens geführt von Eduard Schevardnadze,
setzte ein erbarmungsloses Besatzungsregime ein. Sie plünderten private Häuser
und öffentliche Gebäuden, begannen Gewalttaten an Zivilbevölkerung, zwangen sie
das Land zu verlassen, plünderten und zerstörten Monumente und geistige Kultur
des abchasischen Volkes. Das georgische Militär nahm Hinrichtungen an
Zivilbevölkerung vor. Der kommandierende Befehlshaber der Besatzungsarmee
erklärte in einem Interview bei einem russischen Sender zynisch, daß er bereit
war das Leben von 100.000 georgischen Soldaten zu opfern um die abchasische
Bevölkerung von 95.000 auszulöschen. Dies ist die Sichtweise der gegenwärtigen
georgischen Politiker für die Lösung des Abchasienproblems.
Zur
Zeit führen die Truppen der abchasischen Regierung zusammen mit den
internationalen Hilfskräften aus dem Nord-Kaukasus, eine blutige
Verteidigungsschlacht in Suchum- und Ochamtschira –Regionen gegen die angreifende
georgische Armee.
Als
Folge von zahlreichen Appellen des abchasischen Parlamentspräsidenten Ardzinba
an die georgische Führung, Gespräche aufzunehmen, begannen Verhandlungen am 3.
September zwischen dem Vorsitzenden des abchasischen Parlaments Vladislav
Ardzinba, des Vorsitzenden der Staatsregierung Georgiens Eduard Schevardnadze
und des Präsidenten der russischen Föderation Boris Yeltsin mit der Beteiligung
der Nord-kaukasischen Republik. Trotz der Waffenstillstandsvereinbarung, die in
Moskau unterzeichnet wurde, die georgische Besatzungsarmee bombardiert weiterhin
abchasische Städte und Dörfer. Setzen Artillerie und Raketenangriffe, benutzen
die so genannten „Nägelbomben“, die nach den Genfer Konventionen verboten ist.
Die
einzige Möglichkeit zur Stabilisierung der Situation in Abchasien und dem
zufolge im gesamten Kaukasus ist der sofortige und bedingungslose Rückzug alle
Besatzungstruppen aus dem abchasischen Territorium und Aufnahme von Gesprächen
mit dem Ziel eine politische Lösung für die Krise auszuarbeiten. Falls nicht,
wird es zur weiteren militärischen Konflikten eskalieren und die Involvierung
der Nachbarstaaten in dieser Auseinandersetzung, welche den Frieden und die
Stabilität in ganz Europa gefährden.